mardi, 20. avril 2021

Jardin botanique de Karlsruhe | Généralités 27. April 1733: Joseph Gottlieb Kölreuter, der erste Hofgartendirektor, wird geboren

Nahe der Orangerie und der Jungen Kunsthalle steht am Weg eine Blasenesche. Ihr lateinischer Name „Koelreuteria paniculata“ erinnert an einen bedeutenden Botaniker: Joseph Gottlieb Kölreuter. Er war der erste Direktor des Hofgartens in Karlsruhe – und Wegbereiter der Vererbungslehre. Der Sohn eines Apothekers wurde am 27. April 1733 in Sulz am Neckar geboren.

JOSEPH GOTTLIEB KÖLREUTER (1733‒1806)

1763 holte Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach den Botaniker Dr. Joseph Gottlieb Kölreuter nach Karlsruhe: als „Fürstlichen Rath und Professor der Naturgeschichte“, wie es im Vertrag heißt. Der promovierte Mediziner war in St. Petersburg durch seine Experimente zur Kreuzung von Pflanzen bekannt geworden. Im Januar 1764 trat er seine neue Stelle als Direktor der markgräflichen Gärten an und führte in der badischen Residenz seine botanischen Experimente fort. Diese missfielen jedoch dem Obergärtner und den Hofgärtnern, sodass Kölreuter das Amt des Hofgartendirektors 1769 aufgab und seine Forschungen im Privaten fortsetzte. Der Markgraf hingegen hielt weiterhin große Stücke auf den Gelehrten und zog ihn häufig für seine Planungen und Gutachten hinzu. 1805 wurde er zum Kurfürstlichen Oberhofrat ernannt. Kölreuter starb verarmt am 11. November 1806 an einem Lungenleiden.

 

KÄFER UND SELTENE PFLANZEN
Bereits als Schüler der Lateinschule in Sulz am Neckar sammelte Joseph Gottlieb Kölreuter Pflanzen und Insekten. Mit 15 Jahren schrieb er sich für Medizin an der Universität Tübingen ein. Besonderen Einfluss auf ihn hatte Johann Georg Gmelin 1709-1755), der Professor für Medizin und Botanik war, aber auch Sibirienforscher und der Verfasser der „Flora Sibirica“. In den Jahren 1753 bis 1754 verbrachte Kölreuter ein Studienjahr in Straßburg, bevor er 1755 seine Promotion „Über Käfer und seltene Pflanzen“ auf Latein verfasste. Ein Jahr später ging er als „Adjunkt“, als Assistent, an die Russische Kaiserliche Akademie der Wissenschaft in St. Petersburg, vermutlich auf Empfehlung seines ehemaligen Professors Gmelin.

 

GENETISCHE FORSCHUNGEN
In St. Petersburg beschäftigte sich Kölreuter mit Fischen, aber auch mit der Bestäubung von Pflanzen – und war seiner Zeit damit voraus. Die wissenschaftlichen Standpunkte zur Fortpflanzung von Pflanzen waren kontrovers. 1759 rief die Akademie einen Wettbewerb aus, der einen experimentellen Beweis für das Geschlechtsleben der Pflanzen zum Ziel hatte. Joseph Gottlieb Kölreuter erhielt den Preis mit einem einfachen Experiment: Er kreuzte die beiden Tabakarten Nicotiana rustica und Nicotiana paniculata und konnte belegen, dass die Vererbung unter Pflanzen von beiden Seiten erfolgt – von Vater und Mutter. Ohne es zu wissen, wurde er damit zum Wegbereiter der Vererbungslehre, die 100 Jahre später unter Gregor Mendel berühmt werden sollte.

 

KÖLREUTER IN KARLSRUHE
1761 kehrte Kölreuter nach Deutschland zurück, wo er in Berlin, Leipzig, Sulz und Calw seine Experimente fortsetzte. Von 1761 bis 1766 veröffentlichte er seine mehrbändige Schrift „Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen“. 1764 folgte er dem Ruf des Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach nach Karlsruhe: Der badische Regent erhoffte sich durch Kölreuters Dienste mehr Artenvielfalt und Nutzen für die Landwirtschaft. Im „hochfürstlichen Lustgarten“ vor und am Schloss ordnete Kölreuter unter anderem die Pflanzen nach dem neuen System des schwedischen Botanikers Carl von Linné – auf besonderen Wunsch von Markgräfin Karoline Luise. Obwohl Kölreuter die besten Bedingungen für seine Forschungen in Karlsruhe fand, gab er seinen Posten 1769 aufgrund der großen Differenzen mit den Gärtnern auf.

 

KÖLREUTERS WÜRDIGUNG
Für die Ausrichtung des markgräflichen Schlossgartens war Kölreuter bedeutsam: Mit ihm begann die Tradition der wissenschaftlichen Botanik in Karlsruhe. Ihm zu Ehren benannte 1772 der finnisch-russische Botaniker Erich Gustavovitch Laxmann die Gattung „Koelreuteria“ nach ihm: Sie umfasst drei Gehölzarten, von denen die „Koelreuteria paniculata“, die Blasenesche, die bekannteste ist. Sie gelangte 1763 von China nach Europa, zu der Zeit, als sich Markgraf Karl Friedrich um seinen ersten Hofgartendirektor Joseph Gottlieb Kölreuter bemühte. Die Blasenesche ist auch bekannt als Blasen- oder Lampionbaum – wegen ihrer auffallenden grünlichen Früchte in der Form eines Lampions oder einer Blase. Im Botanischen Garten erinnern heute ein Gedenkstein und eine Blasenesche an Joseph Gottlieb Kölreuter.

 

INFORMATION

Das Freigelände des Botanischen Gartens Karlsruhe ist geöffnet. Die Gebäude und Schauhäuser sind aufgrund der hohen Inzidenzwerte in der Stadt Karlsruhe aktuell gemäß der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg geschlossen.

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