WILDSORTE ALS GRUNDLAGE FÜR DIE SÜDFRUCHT
Paradiesfeige – der alte Name drückt vielleicht das Staunen der Zeitgenossen aus. So süße, nahrhafte Früchte und so reiche Fruchtbarkeit kannte man auf der Nordhalbkugel der Erde nicht. Man zog die bewunderten Pflanzen deshalb schon früh in den herrschaftlichen Gewächshäusern. Im Botanischen Garten tragen aktuell zwei Bananenarten Früchte. Die Pflanze mit dem reichen Fruchtstand trägt den botanischen Namen Musa acuminata. Es handelt sich um eine Wildform aus Asien. Sie wächst vor allem in Indien, Myanmar, Vietnam und klimatisch vergleichbaren Bereichen. Sie bildet eine wichtige Grundlage für Kreuzungen: Das Erbgut der Musa acuminata ist in fast allen Bananen, die als Obst gehandelt werden, enthalten. Die Früchte werden beim Reifen gelb und schmecken süßlich. Thomas Huber, der Leiter des Botanischen Gartens, hat allerdings festgestellt: „Trotz der Farbe haben sie einen ganz anderen Geschmack als die Bananen, die bei uns zu kaufen sind“.
ROSENBANANE AUS DEM GARTEN VON 1825
Die rosafarbene Bananenblüte stammt von einer Art mit dem wissenschaftlichen Namen Musa balbisana var. balbisana. Früher nannte man sie Musa rosacea (also etwa: Rosenbanane). Unter diesem Namen ist sie auch bereits im Führer des Botanischen Gartens von 1825 erwähnt. „Deshalb hatten wir sie auch mit hoher Priorität auf der Pflanzliste für die frisch sanierten Gewächshäuser bei uns im Botanischen Garten“, erläutert Gartenleiter Thomas Huber. „Die Art kommt mit kühleren Temperaturen besser klar – aber wärmeliebend ist sie auch.“ Sie stammt aus Südostasien und wird nur zwischen 2 und 3 Metern hoch. Sie wird vor allem wegen der dekorativen Blüte mit ihrer auffallenden Farbe kultiviert. Wegen der vielen Samen sind die Früchte kaum genießbar.
BANANEN BILDEN EIGENE GATTUNG
Bananen bilden eine eigene Gattung in der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen. Etwa 70 Arten gehören dazu und sie stammen fast alle aus dem tropischen bis subtropischen Asien und Pazifikraum. Einige Arten tragen essbare Früchte, allerdings sind viele der Wildformen voller Samen und haben nur wenig Fruchtfleisch. Dass die Banane heute ein wichtiges landwirtschaftliches Produkt ist, verdankt man Züchtungen und Hybridformen. Besonders die sogenannte Dessertbanane (Musa × paradisiaca) und ihre Züchtungen bietet Früchte mit viel Fruchtfleisch und wird in vielen Zuchtformen angebaut.
FÜR DIE HEIMISCHE FENSTERBANK ZU GROSS
Die prachtvollen Pflanzen, die jetzt im Botanischen Garten Blüten und Früchte tragen, eignen sich für die heimische Zucht nur, wenn man über ziemlich große Räume verfügt. Sie werden durchweg mehrere Meter hoch und die Temperatur sollte nie unter 18 -20 Grad fallen. Wenn die Bananenpflanze dazu noch gut gedüngt wird, kommt sie im jährlichen Rhythmus zum Blühen und Fruchten. Übrigens verhalten sich alle Bananen gleich bei ihrem Wachstum: Nach der Blüte bzw. nach dem Fruchten geht die Pflanze ein. Parallel haben sich aber schon Ausläufer gebildet, aus denen neue Pflanzen entstehen.
HISTORISCHE ANLAGE DES BOTANISCHER GARTENS
Die eindrucksvollen Glashäuser des Botanischen Gartens, vor deren Halbrund sich die große Wiese mit den Blausternen ausbreitet, stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden ursprünglich vom Architekten Heinrich Hübsch entworfen, von dem auch das Gebäude der Kunsthalle stammt. Die historischen Gewächshäuser aus Metall und Glas wurden über längere Zeit aufwändig saniert und erst im April 2018 wiedereröffnet. Seither orientieren sich Gestaltung und Pflanzenauswahl exakt an den historischen Vorlagen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.