Freitag, 30. April 2021

Botanischer Garten Karlsruhe | Allgemeines 3. April 1863: Todestag von Heinrich Hübsch

Er war ein Schüler des Architekten Friedrich Weinbrenner, später einer seiner schärfsten Kritiker: Heinrich Hübsch baute die Gebäude im Umkreis des Botanischen Gartens – von der Kunsthalle über die Gewächshäuser bis zum ehemaligen Hoftheater. Am 3. April 1863 starb der international bekannte Architekt und großherzoglich-badische Hofbaudirektor im Alter von 68 Jahren in Karlsruhe.

BOTANISCHER GARTEN MIT LANGER GESCHICHTE
Die heutige Anlage des Botanischen Gartens mit den halbkreisförmigen Glashäusern geht zurück auf den Entwurf des Baumeisters Heinrich Hübsch aus den 1850er-Jahren. Die Gewächshäuser wurden in späterer Zeit umgebaut und erneuert. Die historischen Gewächshäuser aus Metall und Glas wurden über längere Zeit aufwändig saniert und 2018 wiedereröffnet.

 

HISTORISCHE DOKUMENTE BIETEN ORIENTIERUNG
Seither orientieren sich Gestaltung und Pflanzenauswahl an den historischen Vorlagen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Prof. Dr. Hartmut Troll, als Leiter des Bereichs historische Gärten bei den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg für den Botanischen Garten Karlsruhe zuständig, betont die historische Vielschichtigkeit der Anlage – und den Reichtum der Dokumente, die sich bei der Suche in den Archiven auftat. Bei der Wiederherstellung konnten sich die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten daher durchweg auf alte Pläne und Inventare stützen.

 

ARBEITEN ORIENTIEREN SICH AM GARTEN DES 19. JAHRHUNDERTS
2019 und 2020 konnten die Wege und Beete an der Südseite der historischen Glashäuser wieder so hergestellt werden, dass sie an die Formen des 19. Jahrhunderts erinnern. Und auch hier im Außenbereich lehnte man sich bei der Bepflanzung an die alten Garteninventare an: Der Garten war vor 150 Jahren bekannt für seinen Reichtum an „Officinalpflanzen“, also Heilkräuter und Gewürzpflanzen. Seit letztem Jahr wachsen diese Kräuter wieder in den neu angelegten Beeten und stellen eine duftende Verbindung zur Vergangenheit des Botanischen Gartens wieder her.

 

CORONA MACHT STRICH DURCH PLANUNGEN
Was noch fehlte – das waren die Rosen, die auf alten Fotografien zu sehen sind. Und da machte Thomas Huber, dem Leiter des Botanischen Gartens, eine unerwartete Erfahrung in der Corona: Der Lockdown hatte im Frühjahr 2020 ganz Deutschland zum Gärtnern gebracht. Und so kam es, dass sogar die spezialisierten Rosengärtnereien keine Pflanzen mehr hatten. Man verschob daher die Rosenpflanzung um ein Jahr – um am Jahresbeginn festzustellen, dass durch den Brexit die britischen Gärtnereien, spezialisiert auf die historischen Rosen, mit ihrem Angebot vom europäischen Markt verschwunden waren.

 

ALTE ROSEN WACHSEN JETZT VOR DEN GLASHÄUSERN

Am Ende aber gelang es dann doch und das Gärtnerteam konnte pflanzen: die kletternde „Felicité perpetué“, die duftende „Duchesse de Angoulême“ oder die zartgelbe „Madame Bérard“ – und noch weitere. Allen gemeinsam: Es sind alte Rosensorten, gezüchtet zwischen 1850 und 1890 – in der Zeit, als der Botanische Garten Karlsruhe angelegt wurde. Mit Wuchshöhen zwischen 150 bis 250 cm setzen die historischen Schönheiten, wenn sie ausgewachsen sind, prachtvolle nostalgische Akzente vor den Glashäusern.

 

SPALIERE NACH HISTORISCHEM MUSTER
Für die Spaliere und Pflanzgerüste zog Hartmut Troll Vorbilder der 1920er-Jahre heran. Und zur Bestimmung der historisch richtigen Pflanzposition konnte man sich an alten Fotos orientieren. Die Bilder zeigten, dass die Rosen vor allem zwischen dem Weg und dem sogenannten Steingarten gesetzt waren – und da stehen sie nun wieder. Jetzt treiben sie alle aus; viele werden bereits in diesem Frühsommer die ersten Blüten tragen.

 

SITZMÖBEL UND LIEGEMÖBEL ALS TRIBUT ANS HEUTE

Den Schlusspunkt der Instandsetzungen im Garten bildeten die neuen Bänke: Die dunkelgrün gestrichenen Sitzmöbel sind absolute Klassiker und knüpfen an die Möblierung in den Glashäusern an. Ein Tribut an die heutige Komforterwartung sind die bequemen Liegen: Solche Entspannungsangebote hätte es im Botanischen Garten der großherzoglichen Zeit nicht gegeben. „Die sind extrem stark nachgefragt und wandern den ganzen Tag mit der Sonne“, erklärt Thomas Huber, der jeden Tag sorgfältig beobachtet, wie der Garten genutzt wird. Und genutzt wird er von den Menschen in Karlsruhe: zum Spazierengehen, zum Entspannen, oder für das Picknick in der Mittagspause. „Man spürt richtig das Bedürfnis der Menschen, es sich ein bisschen gut gehen zu lassen“.

 

INFORMATION

Derzeit sind die Glashäuser noch wie die meisten Monumente und Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes corona-bedingt geschlossen. Das Freigelände des Botanischen Gartens Karlsruhe ist zugänglich

Download und Bilder