KAKAOPFLANZEN IN KARLSRUHE
Seit mehreren Jahren pflanzt das Team um Gartenleiter Thomas Huber den historischen Pflanzenbestand des 19. Jahrhunderts im Freigelände und in den Schaugewächshäusern neu an, wie den Kakaobaum im Warmhaus. Das Karlsruher Exemplar stammt aus Stuttgart: Es wurde im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma herangezogen und nach der Sanierung der historischen Gewächshäuser im Botanischen Garten Karlsruhe neu gepflanzt. Ursprünglich wachsen Kakaobäume, die zu den Malvengewächsen gehören, in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. „Daher mag es unser Exemplar warm bei hoher Luftfeuchtigkeit. 25 Grad findet der Kakaobaum sehr angenehm“, erläutert Thomas Huber, der Leiter des Botanischen Gartens Karlsruhe.
THEOBROMA CACAO – DIE GÖTTLICHE SPEISE
Außer Wärme benötigt der Kakaobaum einen halbschattigen Platz und einen durchnässten Boden. Reichlich Wasser und kleine Düngermengen reichen aus, damit die Pflanze sich wohlfühlt. Sie zeichnet sich durch ihre immergrüne Laubkrone aus und kann in ihrer Heimat bis zu einer Höhe von 20 Metern wachsen ‒ das Karlsruher Exemplar ist circa 2,5 Meter groß. Die Blüten wachsen direkt am Stamm oder an dickeren Ästen. Nur ein geringer Teil der Blüten wird am Ende bestäubt oder befruchtet. Nach der Befruchtung entwickeln sich rotbraune Früchte, die eine Länge von eineinhalb bis 30 Zentimeter erreichen können. Jede Kakaofrucht enthält rund 40 Samen, die Kakaobohnen. Aktuell wachsen vier Kakaofrüchte am Kakaobaum im Warmhaus.
DAS GETRÄNK DER GÖTTER
„Es gibt mehrere Arten, aus denen Kakao gewonnen wird; der bekannteste Vertreter ist der Kakaobaum“, erzählt Gartenexperte Thomas Huber. Aus den öligen Kakaobohnen stellten bereits die indigenen Völker in Süd- und Mittelamerika ein nahrhaftes Getränk her, welches sie mit Mais, Pfeffer oder Honig mischten ‒ und „Göttergetränk“ nannten. Der schwedische Botaniker Carl von Linné griff die Bezeichnung der Mayas auf und gab der bekanntesten Kakaosorte den griechischen Namen „Theobroma cacao“: Er setzt sich aus den beiden Silben „theos“ für Gott beziehungsweise göttlich und „broma“ für Speise zusammen. Beschrieben wurde die Kakaopflanze damit erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts.
DAS GETRÄNK DER GÖTTER
Die ersten Kakaobohnen kamen vermutlich mit den Handelskompanien zu Beginn des 16. Jahrhunderts nach Europa, genauer gesagt: nach Spanien. Für das Jahr 1544 ist ein Gefäß mit geschlagener Schokolade als Freundschaftsgeschenk der Mayas für den spanischen König belegt. An Europas Adelshäusern wurde heiße Schokolade schnell zum Modegetränk ‒ als teures Luxusgut, das sich nur die wohlhabende Oberschicht leisten konnte, diente es auch der Machtdemonstration und Repräsentation. Zusammen mit anderen exotischen Pflanzen aus fernen Ländern wurde der Kakaobaum in Europa kultiviert, in hellen und heizbaren Gewächshäusern, den Orangerien, später in den Schau- und Lehrgärten wie im Botanischen Garten Karlsruhe: Im Gartenführer von 1888 ist eine Kakaopflanze gelistet.
ZAHLUNGS- UND HEILMITTEL KAKAO
Die Azteken nutzten Kakao als Zahlungsmittel. Die Mayas sagten der Kakaofrucht verschiedene Heilkräfte nach. Der rohe Kakao wurde gegen die Ruhr, Durchfallbeschwerden, Verdauungsstörungen und gegen Schwindel eingesetzt. Heute weiß man, dass eine Kakaobohne bis zu 300 wirksame Inhaltsstoffe enthält, wie Magnesium, Kalzium und Eisen, die sich positiv auf den menschlichen Organismus auswirken können. Das Theobromin, welches im unverarbeiteten Kakao enthalten ist, senkt nachweislich den Blutdruck und hält den Herzkreislauf gesund, kann aber auch berauschende Zustände hervorrufen. Daher war Schokolade um 1900 ausschließlich in Apotheken erhältlich; als Mittel der Stärkung und für die Nerven. Im rohen Zustand macht Kakao auch glücklich: Die Bohnen enthalten unter anderem Botenstoffe wie Endorphin, Dopamin und Serotonin.
THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“
Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte die höfische Inszenierung um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten überall auf der Welt zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur wie in Süd- und Mittelamerika. Mit der steigenden Nachfrage europäischer Adeliger nach Schokolade sank die Zahl der indigenen Bevölkerung durch Eroberungskriege, Zwangsarbeit und eingeschleppte Krankheiten. Um den Verlust auszugleichen, verschleppten die spanischen Eroberer zwischen 15 und 20 Millionen Menschen aus Westafrika nach Süd- und Mittelamerika auf die dortigen Kakaoplantagen.
Der Botanische Garten Karlsruhe ist eines von 15 Monumenten des Landes, in dem die Gäste die Spuren fremder Kulturen und ferner Kontinente erkunden können.
SERVICE UND INFORMATION
Außenanlage des Botanischen Gartens. Öffnungszeit
Täglich ab 6.00 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit (Sommer ca. 22.00 Uhr, Winter ca. 17.00 Uhr)
Schauhäuser des Botanischen Gartens Karlsruhe
Samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17.45 Uhr. Letzter Einlass 17.30 Uhr
PREISE
Erwachsene 3,00 €
Ermäßigte 1,50 €
Familien 7,50 €
Sommerausstellung 2021 der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe im Botanischen Garten Karlsruhe
„Komm, wir ernten schnell und pflanzen nochmal neu“.
Werke von Felicitas Kunisch, Paul F. Millet, Fabian Bloching und Sophia Seidler
TERMIN
3. Juli bis 17. Oktober 2021
VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN BESUCH DER SCHAUHÄUSER
Einhaltung der AHA-Regeln
Der Mindestabstand zwischen jedem Beteiligten 1,5 Meter, wenn möglich 2 Meter
Hygiene praktizieren - Desinfektion und Händewaschmöglichkeiten sind sowohl im Kassenraum als auch in den Sanitäranlagen vorhanden.
Es gilt das Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung oder FFP2-Maske.
Nach der Corona-Verordnung der Landesregierung von Baden-Württemberg werden die Kontaktdaten wie Name und Vorname, Adresse, Telefonnummer oder E-Mail-Adresse sowie Datum des Besuchs, Uhrzeit (von – bis), Startzeitpunkt des Besuchs erhoben. Die Erhebung soll einer möglichst schnellen Nachverfolgbarkeit der Infektionsketten mit dem Virus dienen. Diese Daten werden 4 Wochen lang gespeichert. Die Kontaktnachverfolgung kann vor Ort über die Luca-App oder über das Kontaktformular (Download im Vorfeld über die Homepage möglich) erfolgen.
Ein Sicherheitsdienst überwacht die Einhaltung der Vorgaben.
Die Besuchszahl ist beschränkt.
KONTAKT
Botanischer Garten Karlsruhe
Hans-Thoma-Straße 6
76131 Karlsruhe
Telefon: +49(0)7 21.9 26 30 08