Algier um 1690, Gerard van Keulen

Ein Hofgärtner als PflanzenjägerDas Reisetagebuchvon Christian Thran

1732 reiste Hofgärtner Christian Thran nach Afrika. Im Auftrag des Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach sollte er exotische Pflanzen sammeln. In seinem Tagebuch hielt Thran die Erlebnisse seiner Expedition fest – und die faszinierende Kultur Nordafrikas.

Residenzschloss Rastatt, Entwurf Schloss, Rossi

Die Expedition reiste über Rastatt, wo man das „lustig und wohlgebaute Schloß“ besuchte.

UNTERWEGS IN NORDAFRIKA

In einem Tagebuch hält Christian Thran die Eindrücke seiner Reise fest. Detailliert, lebendig und informativ schildert er, was er erlebt – von der Reise zu Land und zu Wasser bis zum faszinierenden Alltag in Algerien und Tunesien. Am Ende seiner Reise wird er vielmehr die fremde Kultur Nordafrikas beschrieben haben, als die exotischen Pflanzen. Das Reisetagebuch des Hofgärtners kann als wertvolles Zeugnis zur Kulturgeschichte Nordafrikas im frühen 18. Jahrhundert gesehen werden.

Straßenhändler in Algier, L' Algérie ancienne et moderne von Léon Galibert, 1861

Straßenhändler in Algier bieten ihre Waren an.

EIN BERICHT ÜBER LAND UND LEUTE

Thran ist fasziniert vom Alltag in den Straßen Algiers. So beschreibt er eine Schulstunde „öffentlich auf der Gaß und sitzet ein Mann mit etwa 20 oder mehr kleinen Knaben, welche auf vierekigte Taffeln schreiben und hernach alle zusammen ihr Arabisch her plerren… Die Victualien seynd allhier mehrentheils wohlfeil, das Land bringet ihnen den schönsten Weitzen und Wein, an Vieh fehlet es Ihnen auch nicht. Die Türcken sind starcke und wohlgewachsene Leute…“

Sklavenmarkt in Algier, Jan Luyken 1684

Thran berichtet von den Märkten, auf denen christliche Sklaven verkauft wurden.

FREMDE LÄNDER, FREMDE KÜCHE

Auch Gewohnheiten und Speisen dokumentiert der Hofgärtner genauestens: „… des Morgens essen sie eine Suppe, des Mittags Oliven und Brodt, des Abends aber dick gekochten Reiß oder Fleisch, so sie in Stücken schneiden, an einen Spieß steken und in einem Haffen braten. Ihr Tranck ist mehrentheils Sorbet, das ist Wasser mit Rosinen gekocht oder Citronensafft mit Zuker und Wasser, Caffee ohne Zucker … Opium gebrauchen sie sehr starck, sonderlich auf der See, wann sie mit denen Christen schlagen.“

Innenraum einer Moschee in Algier, L' Algérie ancienne et moderne von Léon Galibert, 1861

„Ehe sie in die Mosqueen gehen, waschen sie so Hände, Gesicht als Füße.“

IN EINER MOSCHEE

Auch den Ablauf eines Gottesdienstes in einer Moschee hält Thran schriftlich fest: „… dieser bestehet meistentheils auß einem fünfmahligen Gebeth, so sie täglich in ihren Moscheen verrichten, wozu sie durch das Schreyen eines Mohren einladen werden. … Ihre Moscheen seynd innwendig schlecht (gemeint ist schlicht), weiß und mit vielen Bögen, in der Mitte ist ein etwas erhabener Orth zu Lesung des Alcorans, zwischen welchem gläserne Lampen hangen, so des Morgens und Abends brennen.“

Botanischer Garten Karlsruhe

Christian Thran brachte Palmen und Kampferbäume mit nach Karlsruhe.

ALLERLEI EXOTISCHE PFLANZEN

Für die Botanik hatte Hofgärtner Thran – zumindest gelegentlich – einen Blick: In der Nähe von Algier besuchte die Reisegruppe Gärten „mit vielen Orangenbäumen besetzt wie auch Granaten und Datteln, wir trafen auch bey 8 kleine Pysangen (Bananen) an“. Dort „findet man Weinberge, deren rothe Trauben vor die Christen zu Wein emploiiret werden, … ferner findet man in denen Gärten Feigen, Mandeln, Orangen, Citronen, Jujuben (Datteln) und bey etlichen europaeische Fruchtbäume.“

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