Botanischer Garten Karlsruhe, Capsicum baccatum

Im Oktober blühenPaprika und Chili

Dekorativ und – gefährlich! Rund 30 Chilipflanzen stehen im Kalthaus des Botanischen Gartens Karlsruhe und prangen im farbenprächtigen Schmuck ihrer gelben und roten Früchte. Vor über fünf Jahrhunderten stachen Seefahrer extra wegen dieser Gewürzpflanzen in See.

Breyter Indianischer Pfeffer

Indianischer Pfeffer.

PAPRIKA UND DIE WELTENTDECKER

Chilis und Paprika haben ihren Teil zur Weltgeschichte beigetragen. Denn Kolumbus und viele andere Seefahrer brachen vor über fünf Jahrhunderten vor allem deswegen zu ihren Entdeckungsfahrten auf, weil Gewürze ein so begehrtes Handelsgut waren. In Europa besaß die alte Handelsstadt Venedig das Gewürzmonopol, denn der gesamte Import folgte der östlichen Route, aus Asien kommend durch die arabischen Länder via Konstantinopel und durch die Adria. Die Entdeckungsfahrten brachen daher alle in Richtung Westen auf – um die alternativen Routen in der Gegenrichtung zu suchen!

Botanischer Garten Karlsruhe, Capsicum annuum

Von Mittelamerika nach Karlsruhe.

AUS MITTELAMERIKA IN DIE GANZE WELT

Die gesamte Gattung Paprika oder botanisch „Capsicum“, zu der Chilis und Paprika gehören, stammt ursprünglich durchweg aus Mittelamerika, wo sie schon wenige Jahre nach der europäischen Entdeckung des Kontinents beschrieben wurden. 1542 schreibt der deutsche Forscher Leonhard Fuchs (nach ihm wurde die Fuchsie benannt), dass die Paprika als Topfpflanze weit verbreitet sei! Die Paprika-Arten traten schnell einen Siegeszug rund um die Welt an und wurden in den nächsten Jahrhunderten von der Neuentdeckung zum Grundbestandteil vieler Küchen auf der ganzen Welt. In Deutschland allerdings blieb die Paprika, von süß bis scharf, bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Exot, den man etwa in Botanischen Gärten kultivierte.

Botanischer Garten Karlsruhe, Capsicum frutescens

Capsicum frutescens oder auch 'Black Prince'

ALLE PFLANZEN IM BOTANISCHEN GARTEN GEZOGEN

Im Botanischen Garten werden jetzt im Herbst die Früchte verschiedener Sorten reif: etwa die von Capsicum annuum, C. baccatum und C. chinense. Bei allen sind die Früchte zuerst grün und verfärben sich im Reifeprozess hin zu Gelb-, Orange- und verschiedenen Rottönen. Capsicum annuum, der „spanische Pfeffer“, wurde von Carl von Linné so benannt und klassifiziert, dem Naturforscher, mit dem auch die badische Markgräfin Caroline Luise in Briefverkehr stand. Zu dieser Art gehört sowohl die Gemüsepaprika als auch Chili und Cayenne-Paprika. Von mild und süß bis zu scharf reicht das Spektrum des Geschmacks. Die Schärfe wird übrigens nach der Scoville-Skala gemessen: von 0 bei der Gemüsepaprika bis in den Millionenbereich bei Chilis.

Botanischer Garten Karlsruhe, Capsicum chinense
Botanischer Garten Karlsruhe, Capsicum chinense

Die Pflanzen der Sorte „Capsicum chinense“ gehören zu den schärfsten Chilis.

Gefährliche Schärfe

Capsicum baccatum zeichnet sich dadurch aus, dass die Früchte zunächst aufrecht wachsen. Im Laufe der Reife hängen die Früchte dann an der Pflanze herab. Auch bei dieser Art kommen sehr scharfe Sorten vor. Ihre reifen Früchte finden vor allem in der südamerikanischen Küche Verwendung. Bei der Sorte Capsicum chinense ist der Name irreführend, denn auch diese Pflanzen kommen aus Südamerika. Zu C. chinense gehören die schärfsten Sorten wie z.B. der legendäre Habanero. Bei manchen Pflanzen reicht schon der Kontakt mit dem Fruchtfleisch für Hautreizungen.

Botanischer Garten Karlsruhe, Capsicum

Auch für zu Hause geeignet.

PAPRIKA UND CHILI ZU HAUSE IM GARTEN

Vor allem Chilis werden in den letzten Jahren zunehmend in Gärtnereien als Topfpflanzen angeboten. Sie sind dekorativ und lassen sich, wenn man regelmäßig gießt und gelegentlich düngt, leicht auf dem heimischen Balkon kultivieren. Die Früchte kann man frisch in der Küche verwenden – allerdings empfiehlt sich Vorsicht bei der Dosierung. Sie lassen sich gut trocknen, wenn man sie locker auslegt oder auf einen Bindfaden auffädelt und aufhängt. Wer will, kann die frischen oder die getrockneten Chilis auch mit Öl, etwas Zucker und Salz und einem Schuss Essig pürieren. In dicht schließende Gläser abgefüllt, hält sich die Würzpaste lang.